Lernen, sich selbst zu unterstützen, Starkes Ich durch MSC
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft, in der Selbstkritik oft als Antrieb verstanden wird, kann es schwierig sein, freundlich und verständnisvoll mit sich selbst umzugehen. Dennoch zeigt die Forschung, dass Selbstmitgefühl eine wesentliche Rolle für unser psychisches Wohlbefinden und unsere Widerstandskraft spielt. Aber wie können wir lernen, uns selbst genauso zu unterstützen, wie wir es bei einem guten Freund tun würden? Eine der effektivsten Methoden, um dies zu erreichen, ist das Mindful Self-Compassion (MSC)-Training.
Was ist Selbstmitgefühl?
Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst in schwierigen Zeiten mit Verständnis, Wärme und Akzeptanz zu begegnen, anstatt sich zu verurteilen oder zu kritisieren. Es umfasst drei Hauptkomponenten:
1. Selbstfreundlichkeit statt Selbstkritik: Statt sich für Fehler zu verurteilen, behandelt man sich selbst mit Geduld und Wohlwollen.
2. Gemeinsame Menschlichkeit statt Isolation: Das Bewusstsein, dass Leiden, Fehler und Unvollkommenheit Teil der menschlichen Erfahrung sind und niemand allein darin ist.
3. Achtsamkeit statt Überidentifikation: Die Fähigkeit, schwierige Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne von ihnen überwältigt zu werden oder sie zu ignorieren.
Wie fundiert ist Mindful Self-Compassion (MSC)?
Mindful Self-Compassion (MSC) ist ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm, das von Kristin Neff und Christopher Germer entwickelt wurde. Es kombiniert Achtsamkeit (Mindfulness) und Selbstmitgefühlstechniken, um Teilnehmern zu helfen, einen freundlicheren und liebevolleren Umgang mit sich selbst zu entwickeln. Das Programm zielt darauf ab, das emotionale Wohlbefinden zu verbessern, Stress zu reduzieren und die persönliche Resilienz zu stärken.
Schritte zum Erlernen von Selbstmitgefühl durch MSC
1. Achtsamkeit kultivieren
Der erste Schritt im MSC-Training besteht darin, Achtsamkeit zu üben. Achtsamkeit bedeutet, bewusst im gegenwärtigen Moment zu sein und Gefühle und Gedanken ohne Urteil wahrzunehmen. Indem wir uns selbst in stressigen oder schmerzhaften Situationen nicht verurteilen, sondern unsere Emotionen mit Neugier und Akzeptanz betrachten, legen wir den Grundstein für Selbstmitgefühl.
Praxis: Ein einfacher Achtsamkeitsmoment könnte darin bestehen, kurz innezuhalten und sich zu fragen: „Was fühle ich gerade?“ Es geht darum, ohne Kritik zu beobachten, was in uns vorgeht.
2. Selbstfreundlichkeit aktiv üben
Oft neigen wir dazu, uns selbst gegenüber strenger und kritischer zu sein als anderen Menschen. Selbstmitgefühl bedeutet, uns selbst mit derselben Freundlichkeit und Fürsorge zu begegnen, die wir anderen entgegenbringen.
Praxis: Wenn Sie bemerken, dass Sie sich selbst hart kritisieren, stellen Sie sich vor, wie Sie zu einem guten Freund in der gleichen Situation sprechen würden. Welche Worte der Ermutigung oder des Mitgefühls würden Sie ihm schenken? Dann sagen Sie sich diese Worte selbst.
3. Das Gefühl der gemeinsamen Menschlichkeit integrieren
Viele Menschen neigen dazu, sich in schwierigen Situationen zu isolieren, zu glauben, dass nur sie allein leiden oder Fehler machen. MSC lehrt, dass Schmerz und Scheitern zum Menschsein dazugehören. Diese Erkenntnis hilft, sich weniger isoliert zu fühlen und stärker mit anderen Menschen verbunden zu sein.
Praxis: Erinnern Sie sich in Zeiten von Schmerz daran, dass Sie nicht allein sind. Sagen Sie sich: „Andere Menschen haben ähnliche Herausforderungen.“ Dies stärkt das Gefühl der Verbindung und entlastet das Gefühl der Einsamkeit.
4. Selbstmitgefühl auf körperlicher Ebene erfahren
MSC fördert nicht nur mentale, sondern auch körperliche Selbstfürsorge. Selbstmitgefühl kann durch sanfte körperliche Gesten, wie das Halten der eigenen Hand oder das Legen einer Hand auf das Herz, verstärkt werden.
Praxis: Wenn Sie sich gestresst oder ängstlich fühlen, legen Sie sanft Ihre Hand auf Ihr Herz oder umarmen Sie sich selbst. Diese Berührung signalisiert dem Gehirn, dass es sich entspannen darf und Trost zur Verfügung steht.
Die Vorteile von Selbstmitgefühl
Die regelmäßige Praxis von Mitgefühl für sich selbst führt zu einer Vielzahl von positiven Auswirkungen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen, die Selbstmitgefühl entwickeln, weniger unter Stress, Angst und Depressionen leiden und allgemein ein höheres Maß an Zufriedenheit und Lebensfreude erleben. Zudem fördert Selbstmitgefühl Resilienz, da es uns hilft, schwierige Situationen mit mehr innerer Stärke zu bewältigen.
Ein starkes Ich basiert auf der Fähigkeit, sich selbst in schwierigen Zeiten zu unterstützen, ohne in Selbstverurteilung zu verfallen. Durch die Anwendung von Achtsamkeit und Selbstfreundlichkeit können wir unsere innere Stabilität stärken und uns mit der universellen menschlichen Erfahrung von Fehlern und Wachstum verbunden fühlen.
Selbstmitgefühl zu erlernen ist ein lebenslanger Prozess, der durch regelmäßige Praxis und Übung vertieft wird. Das Mindful Self-Compassion (MSC)-Programm bietet eine strukturierte und wissenschaftlich fundierte Methode, um Selbstmitgefühl zu entwickeln. Wer sich auf diesen Weg begibt, stärkt nicht nur sein emotionales Wohlbefinden, sondern auch seine Fähigkeit, sich selbst in jeder Lebenslage mit Freundlichkeit und Unterstützung zu begegnen.
Durch die Entwicklung von Selbstmitgefühl bauen wir über die Kurse ein starkes Ich auf, das nicht von äußeren Erfolgen oder Misserfolgen abhängt, sondern aus innerem Mitgefühl und Verständnis für die eigenen Schwächen und Stärken heraus wächst.
Sabine Goldmann ist eine bekannte Qigong-Lehrerin und praktiziert seit 1998 in ihrer eigenen Naturheilkunde-Praxis in Krailling bei München. Nach ihrer Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) absolvierte sie mehrere Qigong-Ausbildungen als Lehrerinvon mehreren Qigong-Stilen (Stilles Qigong, Medizinisches Qigong, Atemübungen, Meditation) bei namhaften Qigong-Meistern wie Li Jiacheng, Liu Yafei, Master Zhi Chang Li, Master Zhong Xian Wu. Zudem bietet sie auf verschiedenen Online-Plattformen Qigong an und medizinisch wirksame Qigong-Übungen für Patienten.