In meinem therapeutischen Alltag hat sich Qigong als wertvolle Begleitung in der Krebstherapie erwiesen. Besonders das Guolin-Qigong, das ich durch meine Teilnahme an der medizinischen Qigong-Ausbildung bei Frau Liu Ya Fei zwischen 2010 und 2013 kennenlernen durfte, spielt dabei eine zentrale Rolle. Diese Form des Qigong wurde speziell zur Unterstützung bei chronischen Erkrankungen und Krebserkrankungen entwickelt. Sie basiert auf den Erfahrungen von Frau Guo Lin, die selbst an Krebs erkrankte und durch die von ihrem Vater überlieferten Übungen eine eigene heilungsunterstützende Methode entwickelte.
Ich arbeite heute mit individuellen Qigong-Rezepturen, die ich gezielt auf die Beschwerden und Konstitution meiner Patient:innen zuschneide. Die Übungen helfen nicht nur körperlich, sondern schenken den Erkrankten auch das Gefühl, aktiv an ihrem Heilungsprozess beteiligt zu sein – eine Erfahrung, die sie oft als sehr ermächtigend beschreiben.
Die chinesische Medizin betrachtet Krebs nicht isoliert als Tumorerkrankung, sondern sieht in Stagnation, inneren Blockaden, emotionalen Belastungen und einem geschwächten Zheng-Qi zentrale Entstehungsursachen. Besonders das Leber-Qi spielt hier eine Rolle, denn es regiert den freien Fluss von Qi und Blut. Qigong, mit seiner regulierenden Wirkung auf Qi und Psyche, wirkt ausgleichend, fördert den Energiefluss und kann so den Heilungsverlauf positiv beeinflussen.
Im Guolin-Qigong kommen neben Bewegungen auch Atemtechniken – wie die sogenannte Windatmung – sowie stimmliche Lautübungen zum Einsatz. Diese Töne werden den Organen zugeordnet und können gezielt bei bestimmten Krebserkrankungen unterstützend wirken. Besonders hilfreich ist dabei, dass die Übungen auch im Sitzen durchgeführt werden können, was sie für stark geschwächte Menschen zugänglich macht.
Guolin-Qigong lässt sich individuell anpassen: von der Atemtechnik über den Bewegungsrhythmus bis hin zur Handhaltung, die entweder ableitend oder aufbauend wirkt – je nach Zustand und Behandlungsziel. Auch die Tageszeit, der emotionale Zustand und das Umfeld (am besten draußen in der Natur) spielen für das Übungserlebnis eine Rolle. Mit der Zeit entwickeln sich Routine und eine tiefere Körperwahrnehmung, die von vielen meiner Patient:innen als wohltuend und stabilisierend beschrieben wird.
Meine Erfahrungen zeigen
Qigong kann die Lebensqualität von Krebspatient:innen deutlich verbessern. Es schafft Raum für Regeneration, innere Ruhe und neue Zuversicht. Ich möchte es in meiner therapeutischen Arbeit nicht mehr missen.
Hinweis: Der vollständige Fachartikel „Qigong als begleitende Krebstherapie“ von Sabine Goldmann ist erschienen in:
Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin, Ausgabe 02/2018. Dort werden auch detaillierte Fallbeispiele, praktische Übungsanleitungen und theoretische Hintergründe ausführlich dargestellt.
>> Hier geht´s zum vollständigen Artikel über Qigong als begleitende Krebstherapie in der Zeitschrift Qi